Exkursion rund um Kircheib 

 Die Naturschutzinitiative mit den Bürgerinitiativen unterwegs 

Kircheib. Besser hätte es die Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der dreistündigen Exkursion der Naturschutzinitiative (NI) unter der kundigen Führung von Diplom-Biologe Immo Vollmer rund um Kircheib nicht treffen können. 

Von der romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert Richtung Osten führen Gras- und Verbindungswege mit Blick auf die waldigen Höhenzüge des FFH Gebietes Leuscheider Heide durch blühende Wiesen, entlang an sanften Hängen und schattigen Wäldchen. 




 Dipl. Biologe Immo Vollmer (NI) bei der Einführung 

Nur wenige hundert Meter von der Bundesstraße 8 entfernt, auf der Wasserscheide zwischen Sieg und Wied, findet sich eine artenreiche Flora und Fauna inmitten einer intakten, komplexen Grünflächen- und Kulturlandschaft. Immer wieder bleibt die Gruppe stehen und wird von Vollmer auf Seltenheiten und Besonderheiten im Gelände so-wie an den Wegrändern und in den Wiesen aufmerksam gemacht. Der Rotmilan ist hier heimisch und zeigt sich ebenso wie Lerchen und große Scharen von Staren. 

Auf das kehlige Gezwitscher einer Gartengrasmücke macht eine vogelkundige Teilnehmerin aufmerksam. Aber auch der Artenrückgang einiger Spezies ist hier bereits deutlich, weiß Vollmer zu berichten.


Auf den Wiesen nördlich von Kircheib

Auch auf hochinteressante historische Besonderheiten nimmt Vollmer Bezug: Unter anderem bergen unerforschte Grabhügel einer Schlacht bei Kircheib im Jahre 1796, bei der über 2000 französische und österreichische Soldaten umkamen, noch ihre Geheimnisse, obgleich u. a. der Eitorfer Geschichtsforscher Hans Deutsch dazu umfängliche Recherchen veröffentlicht hat. 

Die BI gegen Ortsumgehungen der B8 in Rheinland-Pfalz und die Initiative gegen den Ausbau der B 414 nehmen an der Exkursion teil und informieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „bei Wege längs“ über Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan, in Kircheib eine Ortsumgehung zu bauen. Da die Exkursionsroute auf der Spur der Planungsvarianten im Norden bzw. Süden von Kircheib verläuft, zeigt sich, wie gravierend in das gewachsene Dorfleben eingegriffen würde: Die stillen Gärten hinter den Häusern wären durch eine Umgehung den Emissionen und dem Lärm der schnellen Trassen ausgesetzt und vom Umland abgeschnitten; das Feriengebiet nördlich von Kircheib würde seine Ruhe und Abgeschiedenheit verlieren; Rinder müssten durch Unter- oder Überführungen auf die Weiden gebracht werden. Beide Varianten würden zudem östlich von Kircheib das Flora-Fauna-Habitat des Leuscheider Waldgebietes schneiden. Die Vorstellung, dass diese Landschaft ohne jede erkennbare Notwendigkeit zerschnitten und versiegelt werden könnte, entsetzt die Teilnehmer der Exkursion, zumal niemand aus der Gruppe in Kircheib jemals einen Stau erlebt hat. 


Grasweg in Richtung FFH-Gebiet Leuscheid

Die Fassungslosigkeit über so ein offensichtlich unsinniges Projekt – jahrzehntealtes Relikt aus der Zeit, als manche Politiker noch von einer Westerwald-Autobahn träumten – steigert sich gegen Ende der Exkursion, als das Moor im Süden der B8 in Sicht kommt: Eine Ortsumgehung südlich Kircheib müsste nämlich durch dieses ausgewiesene Naturschutzgebiet führen. 

„Unverantwortlich!“, sagt ein Teilnehmer kopfschüttelnd, und eine Aktivistin von der Initiative gegen den Ausbau der B 414 meint: „Das ist doch Wahnsinn, heute noch von Gewinn durch Geschwindigkeit zu träumen. So viele Millionen für höchstens eine Minute! Wie kann das sein, dass die Bürger vernünftiger sind als die Politiker?“ 


Foto NI/Vollmer
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