Prof. Dr. Christian Hof: Asphalt, Artensterben, Anthropozän

Regionale Verkehrspolitik im Kontext globaler Umweltkrisen

Vortrag 21.11.2025 – 19 Uhr

Haus für die Kunst >im Tal<
Schulstr. 18
57635 Hasselbach

Der Biologe Christian Hof stammt aus Altenkirchen. Er leitet den neuen Lehrstuhl für Ökologie des Globalen Wandels an der Julius- Maximilians-Universität Würzburg. Dort wird u. a. daran geforscht, ob und wie Klima- und Naturschutz zusammengebracht werden können. Hof spiegelt das globale Thema der Bedrohung natürlicher Lebensräume und der Artenvielfalt in relevanten Aspekten für unsere Region.

Die Bürgerinitiative gegen Ortsumgehungen der B8 zwischen Kircheib und Altenkirchen noB8OU lädt zu diesem Vortrag ein und erwartet Ansätze für die Praxis eines verantwortlichen, zukunftstauglichen Umgangs mit unserer kostbaren Region.

Erwin Wortelkamp wird im Anschluss an den Vortrag eine kleine Werkgruppe zum Thema „Ortsumfahrungen“ vorstellen, die das Ludwig Museum in Koblenz von Anfang Juni
bis Ende August 2025 anlässlich seiner Ausstellung „Durchdringungen“ zeigte.

Donnerstag, 16. Oktober 2025, 19 Uhr, im Gasthof zur Post, Weyerbusch, Kölner Str. 8

bieten wir ein Referat mit anschließendem Gespräch zu der Frage an, was das denn eigentlich heißen soll:

„Wer Straßen sät, wird Autos ernten.“

Niemand weiß aktuell mehr darüber als der geniale österreichische Verkehrsexperte Hermann Knoflacher, um dessen Forschung und Schlussfolgerungen es an diesem Abend gehen soll: Knoflacher weiß, warum die Verkehr(t)wende nicht funktioniert. Er weiß aber auch, was zu tun wäre. Und dass es an mutigen Persönlichkeiten fehlt, die das Notwendige umsetzen. Erstaunlich, erschreckend, ermutigend – und manchmal sogar komisch.

Leitung: Gunnar Lindner 
Referenten: Marein und Eckhard Osten-Sacken 

NABU-Vogelwanderung: Ortsumgehungen wären eine ökologische Katastrophe

Der Nabu Altenkirchen hat Anfang Mai unter Leitung des Biologen und Nabu-Vorstandsmitgliedes Immo Vollmer eine frühmorgendliche Vogelwanderung am Stadtrand von Altenkirchen in Richtung Leuzbach, im Bereich der südlichen Planvariante der B8 um Altenkirchen-Helmenzen organisiert.

Den ersten Höhepunkt der Wanderung bildete eine der Streuobstwiesen des Nabu Altenkirchen, wo bereits reger Gesang von Dorngrasmücke, Goldammer und Gartengrasmücke zu vernehmen war. Diplombiologe Immo Vollmer konnte auf dieser Obstwiese bereits mehr als 30 Vogelarten nachweisen. Besondere Bedeutung hat hier ein isoliertes Vorkommen des Feldsperlings, einer derzeit in ganz Deutschland rapide verschwindenden Vogelart. Ferner ist es auch ein regelmaBiger Übernachtungsplatz von mehr als 1000 Staren zur Herbstzeit. Dass sich auch andere Tierarten in den blütenreichen Wiesen wohlfühlen, zeigte sich mit einem Feldhasen, der inzwischen auch zu den bedrohten Arten gehört und der hier regelmäßig zu beobachten ist.

Wie Harry Sigg, einer der drei Vorsitzenden des Nabu Altenkirchen erläuterte, war diese Obstwiese in den 1980er-Jahren zeitweise ein Gemeinschaftsprojekt mit Stadt und Kreis, wo auch die damaligen Bürgermeister und Landräte Bäumchen pflanzten. Erweiterungen der Obstwiesen kamen als Ausgleichsflächen der Stadt hinzu.

„Es sei nur schwer verständlich, weshalb dieses ökologische Juwel durch eine Ausdehnung des Baugebietes auf der Nordseite und die drohende Strafenplanung direkt an der Südseite isoliert wüde, womit es gleichzeitig ökologisch zerstört wäre“, so Sigg.

Ein einmaliges Erlebnis für die Teilnehmer war auch die Wanderung durch die heute noch offene Feldflur, die von vielen singenden Feldlerchen begleitet wurde. Einen besonderen Schwerpunkt mit circa vier Feldlerchenrevieren bildet wiederum der Bereich, den die mögliche Umgehungsstraße benachbart zur Obstwiese beanspruchen könnte.

„Durch Zerschneidung und Zerstückelung in zu kleine Teilflächen würde darüber hinaus höchst wahrscheinlich ein großer Teil der Feldlerchenpopulation wegbrechen“, so Vollmer.

Durch Nutzungsänderungen und Intensivierung in der Landwirtschaft wandelte sich die Feldlerche in den letzten Jahrzehnten von einer Massenart zu einer bundesweit gefährdeten Vogelart. „Das Vorkommen hier ist zur Zeit noch das Beste um Altenkirchen“, sagt Vollmer, der sich noch an seine Jugendzeit erinnert, wo hier in der Rehhard die Feldlerche in hoher Anzahl fast überall am Himmel sang.

Eine Überraschung erlebten die Teilnehmer im Waldabschnitt, wo nahe der geplanten Trasse zwei Turteltauben sangen, die auch im Spektiv gut betrachtet werden konnten. Diese früher dort verbreitete Taubenart ist inzwischen vom Aussterben bedroht.

Am Ziel der Wanderung, der Nabu-Bildungsscheune im Olferbachtal, hatte Jutta Seifert, ebenfalls Vorsitzende des Nabu Altenkirchen, für die 13 Teilnehmer ein gesundes und reichhaltiges Frühstück vorbereitet. Sie berichtete zudem, dass hier im Umfeld der Nabu-Schafweiden auch die seltenen Vogelarten Schwarzstorch, Wespenbussard und Gebirgsstelze regelmäßig zu sehen sind.

Man war sich einig, dass es ein Verbrechen an der Natur und der Zukunft wäre, diesen Ökologisch so wertvollen Abschnitt für wenige Minuten Zeitgewinn im Auto zu zerstören, zudem das Gewerbegebiet ja von der durchlaufenden Straße profitiere. Auch angesichts der Kosten wurde das Vorhaben als gewaltige Fehlplanung  kritisiert, das keinen er-kennbaren Nutzen habe, aber extremen Schaden anrichten würde, so der Nabu Altenkirchen.

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